Mittwoch, 25. Mai 2011

Krisenbewältigung von Herrn Kaiser

Die ERGO-Versicherungsgruppe war in den letzten Tagen mehrfach Gegenstand der Medienberichterstattung. Es begann mit ausschweifenden Sex-Parties in einer Budapester Therme, die als Incentive galten. Die Top-100 Verkäufer wurden mit Prostituierten belohnt. Passt irgendwie zum Image des schmierigen Versicherungs-Vertreters- und ist gleichzeitig ein ziemlich konträres Bild zum seriösen und freundlichen Herrn Kaiser der Hamburg-Mannheimer.

In einer Pressemitteilung vom 19.5. gesteht die ERGO Versicherungsgruppe ein, dass solche Reisen des Tochterunternehmens Hamburg-Mannheimer International (HMI) im Jahr 2007 stattgefunden haben. Sie verweist gleichzeitig auf den ERGO Verhaltenscodex, in dem ein ethisch korrektes Verhalten aller Mitarbeiter erwartet wird. Soweit - so gut. Schuldeingeständnis - Entschuldigung - Verantwortungsübernahme.

Gestern dann veröffentlichte die BILD ein Video, auf dem ein HMI-Mitarbeiter in einem Club zusammen mit einer Dame auf dem Schoß eine weiße Substanz durch die Nase zieht. Das Video wurde mittlerweile im Beitrag entfernt.

Die heute gestern zu diesem Vorfall veröffentlichte Pressemitteilung verwundert mich dann doch mehr und kommt ein wenig unglaubwürdig daher. Ich bin mir nicht sicher, ob sie der Wiederherstellung von Vertrauen dient...

"Die Berichterstattung in der heutigen Ausgabe der BILD-Zeitung, wonach Handelsvertreter der Hamburg-Mannheimer auf sog. Top 5 Reisen Kokain konsumiert hätten, ist unwahr. Die von der BILD-Zeitung veröffentlichten Fotos zeigen ein Trinkspiel mit Salz, Tequila und Zitronensaft. Dazu gehört das Einschnupfen von Salz durch die Nase. Bei den Handlungen der Akteure auf den von der BILD-Zeitung veröffentlichten Fotos handelt es sich nicht um den Konsum von Kokain. Der ERGO liegen dazu inzwischen auch eidesstattliche Versicherungen von auf den Lichtbildern abgebildeten Personen vor."

Mittwoch, 18. Mai 2011

Continental und Social Media

Aufgrund des Themas meiner Doktorarbeit bin ich ja immer wieder auf der Suche nach Social-Media-Shitstorms. Durch Zufall bin ich heute auf die Facebook-Seite meines alten Arbeitgebers der Continental AG gekommen - wo sich auf der Pinnwand gerade einiges tut. Das dargestellte Bild findet sich u.a. auf der Pinnwand- neben Beschimpfungen, Youtube-Videos und Aufrufe zur Unterzeichnung einer Petition.

Hintergrund: Vor gut 2 Jahren gab es in Frankreich einen Arbeitskampf. Continental wollte damals sein Reifenwerk in Clairoix schließen, was die Arbeitnehmer, denen eine Entlassung drohte, verhindern wollten - Reifenberge wurden angezündet und Büros verwüstet. Der damalige Streikführer und Gewerkschaftler Xavier Mathieu wurde in der Folgezeit dazu verurteilt, eine DNA-Probe abzugeben - der er sich jedoch mit dem Hinweis auf Persönlichkeitsrechte verweigert. Dazu findet momentan ein Prozess statt, der in Frankreich bereits einige Medienberichte nach sich gezogen hat (z.B. hier, hier und hier).

Auf der Facebook-Seite solidarisieren sich mittlerweile einige Nutzer und posten seit gestern früh Petitionen pro Mathieu, Videos und Conti-Schmähungen auf der Seite. Die Unternehmenskommunikation hat bislang noch nicht reagiert. Dennoch müssen sie den Protest aber bemerkt haben, denn es wurden vier aktive Meldungen seitens Conti seit Beginn des Protests veröffentlicht - die Themen sind dabei u.a. eine Meldung über ein neues Werk in China, neue Investments oder die Vorstellung einer Iphone-App. Von dialogorientierter Kommunikation und Umgang mit auftretenden Protest-Kulturen im Social Web leider keine Spur.

Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt und ob Conti reagiert. Protestkultur wird in Frankreich ja bekanntlich groß geschrieben.

***************************Update: 19.05.2011 - Conti hat reagiert***************************

Wie ich gestern gesehen habe, hat Conti mittlerweile reagiert. Am 19.05.2011 wurde eine Meldung auf der Facebook-Seite gepostet:

We will now be deleting all posts that are an active call for spam posting, since we feel that such behavior is not in keeping with netiquette. We would like to know if you feel we are dealing with this correctly. If you do, please click the "Like" button.

Der Post enthält einen Link zur Conti-Homepage, in der sie für einen offenen Dialog plädieren, sich aber entschieden gegen SPAM aussprechen. Darüber hinaus reagiert Pressesprecher Hannes Boekhoff mit seinem Facebook-Account persönlich auf dazu veröffentlichte Kommentare. Wieder was gelernt!