Montag, 28. Februar 2011

Causa Guttenberg

Ich habe die letzten 2 Wochen intensiv über die Causa Guttenberg diskutiert. Ohne meinen eigenen Senf hier auf dem Blog dazu zu geben, möchte ich doch zwei Sachen posten, die meine Meinung auf den Punkt treffen. Zunächst ein Interview mit Prof. Dr. Oliver Lepsius, Staatsrechtler an der Uni Bayreuth, der die Plagiatsaffäre und den Umgang Guttenbergs mit seiner Schuld treffend analysiert. Darüber hinaus spricht mir der darauf folgende offene Brief an Kanzlerin Merkel insbesondere als Wissenschaftler und Doktorand aus der Seele:

Und hier der offene Brief an Kanzlerin Merkel:

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

als Doktorandinnen und Doktoranden verfolgen wir die gegenwärtige Diskussion um die Plagiatsvorwürfe gegen den Bundesminister der Verteidigung, Herrn Karl-Theodor zu Guttenberg, mit großer Erschütterung und noch größerem Unverständnis. Wir haben den Eindruck, dass Sie mit aller Macht versuchen, einen Minister zu halten, der trotz massiver Gegenbeweise immer noch die Behauptung aufrecht erhält, er habe in seiner Doktorarbeit nicht bewusst getäuscht.

Mit dieser Vorgehensweise beschädigen die Bundesregierung und die Abgeordneten der Koalition nicht nur sich selbst, sondern viel mehr.Zu Guttenberg musste bereits in der letzten Woche mehrfach Abstand von seinen zuvor beteuerten Aussagen in Bezug auf seine Dissertation nehmen. Die Internetgemeinde hat es in einer beispiellosen Art und Weise geschafft, eine Vielzahl von eindeutigen Plagiaten in der Dissertation von Herrn zu Guttenberg zu belegen. Diese Indizien sind von jedermann einzusehen und überprüfbar. Es nimmt kaum Wunder, dass sich Plagiatsexperten darüber einig sind, dass man hier nicht mehr von einigen „peinlichen Fehlern“ reden kann. Es handelt sich um massive, systematische Täuschung. Zu Guttenberg hat große Teile seiner Dissertation – und dies offenbar mit großem Ehrgeiz – zusammenkopiert und Quellen vertuscht, um sich den Doktortitel zu erschleichen, mit dem er dann nicht zuletzt auf Wahlplakaten geworben hat. Die Universität Bayreuth hat diesen Vorwurf nicht ausräumen können. Angesichts des Umfangs und der Anzahl der Plagiate wissen Sie genauso gut wie wir, dass am Ende der genauen Überprüfung durch die Universität nur ein Ergebnis stehen kann, was die Täuschungsintention des Ministers angeht. Man kann dies nicht „unbewusst“ tun.

Diese Täuschung als solche zu benennen, hat dabei nichts mit der Zugehörigkeit des Ministers zu einer bestimmten Partei zu tun. Auch von den Politikern der Opposition würden wir den Rücktritt als Minister fordern, hätten sie ihr Ehrenwort gegeben, ihre wissenschaftliche Leistung eigenständig und nur unter Zuhilfenahme der angegebenen Hilfsmittel erstellt zu haben, und dann trotzdem in massiver Weise dagegen verstoßen.

Herr zu Guttenberg hat am 23. Februar 2011 in der Aktuellen Stunde im Deutschen Bundestag darauf verwiesen, er wolle nur nach seiner Tätigkeit als Verteidigungsminister beurteilt werden. Er hat dabei auf eine Formulierung von Ihnen angespielt, wonach Sie ihn nicht als „wissenschaftlichen Assistenten“ eingestellt hätten.

Dies ist eine Verhöhnung aller wissenschaftlichen Hilfskräfte sowie aller Doktorandinnen und Doktoranden, die auf ehrliche Art und Weise versuchen, ihren Teil zum wissenschaftlichen Fortschritt beizutragen. Sie legt darüber hinaus nahe, dass es sich beim Erschleichen eines Doktortitels um ein Kavaliersdelikt handele und dass das „akademische Ehrenwort“ im wirklichen Leben belanglos sei.

Bei der Beachtung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis geht es nicht um „Fußnoten“, nicht um Kinkerlitzchen, die angesichts größerer politischer Probleme vernachlässigenswert sind. Es geht um die Grundlagen unseres Arbeitens und Vertrauenswürdigkeit. Wir bemühen uns daher in unserer eigenen Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen, diesen hohen Anforderungen jederzeit nachzukommen. Wenn wir dies nicht tun, laufen wir (zu Recht) Gefahr, von der Universität verwiesen zu werden.

Die meisten von uns unterrichten zudem jüngere Studierende. Nicht selten ist es unsere Aufgabe, ihnen die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens zu vermitteln. Wir halten die Studierenden dabei dazu an, von Anfang an sehr genau darauf zu achten, korrekt zu zitieren und jedes Hilfsmittel als solches kenntlich zu machen. Wir tun dies nicht, weil wir „Fußnotenfanatiker“ sind oder im „Elfenbeinturm“ sitzen und nicht wissen, was im wahren Leben zählt. Es geht uns schlicht darum, das Verständnis dafür weiterzugeben, dass wissenschaftlicher und damit gesellschaftlicher Fortschritt allein dann möglich ist, wenn man sich auf die Redlichkeit in der „scientific community“ verlassen kann. Verstoßen unsere Studentinnen und Studenten gegen diesen Kodex, sind wir gehalten, ihre Prüfungsleistung als ungenügend zu bewerten. Bei erneutem Verstoß droht in aller Regel die Exmatrikulation. Nach einer solchen Entscheidung bleibt der Eintritt der Betroffenen in viele Berufe zurecht verwehrt – auch in Berufe, in denen die persönliche Integrität weniger bedeutend sein mag als im Amt des Bundesverteidigungsministers.

Vielleicht sind wir altmodisch und vertreten überholte konservative Werte, wenn wir die Auffassung hegen, dass Aufrichtigkeit und Verantwortungsbewusstsein Werte sein sollten, die auch außerhalb der Wissenschaft gelten sollten. Herr zu Guttenberg schien bis vor kurzem auch dieser Meinung zu sein.

Forschung leistet einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung. Redliche und innovative Wissenschaft ist eine Grundlage des Wohlstands in unserem Land. Wenn der Schutz von Ideen in unserer Gesellschaft kein wichtiger Wert mehr ist, dann verspielen wir unsere Zukunft. Wir erwarten für unsere wissenschaftliche Arbeit keine Dankbarkeit, aber zumindest den Respekt, dass man unsere Arbeit ernst nimmt. Durch die Behandlung der Causa Guttenberg als Kavaliersdelikt leiden der Wissenschaftsstandort Deutschland und die Glaubwürdigkeit Deutschlands als „Land der Ideen“.

Möglicherweise aber halten Sie unseren Beitrag zur Gesellschaft schlicht für vernachlässigenswert. Dann möchten wir Sie aber bitten, in Zukunft nicht mehr von der von Ihnen selbst ausgerufenen „Bildungsrepublik Deutschland“ zu sprechen.

Mit freundlichen Grüßen
Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner

Die Original-Seite mit dem offenen Brief findet ihr hier.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Tansania - wir kommen!

So langsam sind unsere Reiseplanungen abgeschlossen und viele Vorbereitungen getroffen. Am kommenden Donnerstag geht es los nach Tansania!

Zunächst einmal bin ich froh, den Impfmarathon der letzten Wochen hinter mir zu haben. Bis auf Tetanus (an Fassnacht in eine Bierflasche gefallen) war bei mir keine einzige Impfung aktuell, was wöchentliche Nadelstiche nach sich zog- ich kam mir vor wie ein Fakir: Diphterie, Polyo, Meningitis, Cholera, Gelbfieber, Tollwut. Letztere hab ich gar nicht mal so gut vertragen...aber das ist jetzt ja zum Glück erledigt. Bis vor 2 Wochen waren wir noch recht planlos, was die Route und die verschiedenen Aktivitäten angeht. Durch Robin bin ich auf Afromaxx aufmerksam geworden, die von Moshi am Fuße des Kilimanjaro aus verschiedene Aktivitäten organisieren - und das zu super Preisen und einer tollen Betreuung. Kann ich jetzt schon absolut empfehlen.

Unser Plan grob umrissen sieht wie folgt aus: Wir landen in Dar es Sallam - von dort geht es nach einer Nacht weiter nach Moshi, wo wir im Norden unser Basiscamp aufschlagen werden. Anschließend folgt eine 4-tägige Safari, die uns in die Serengeti und zum Ngorongoro-Krater führt. Nach der Safari werden wir noch ein paar Tagesausflüge zu den Massai und an den Lake Chala an die Grenze zu Kenia machen. Anschließend geht es zurück nach Dar es Sallam und von dort aus mit der Fähre nach Zanzibar. Ich bin sehr gespannt. Im Gepäck haben wir natürlich die neue Spiegelreflex - die wir sicher zum Glühen bringen werden. In dem Sinne: "Sisi ni marafiki na kuona hivi karibuni" - was auf Swahili soviel heißt wie "Wir sehen uns Freunde und bis bald!"

Freitag, 4. Februar 2011

Science-Slam am 09.02.2011 im Capitol

Nach einem gelungenen Wochenende auf der Stijl vergangene Woche steht der nächste LUUPS-Event vor der Tür. Am 09.02.2011 um 20 Uhr findet im Capitol-Kino in Mainz der 1. Mainzer Science-Slam statt, bei dem Wissenschaftler ihre Forschung dem Allgemein-Bürger populär aufbereitet vorstellen. Karten im Vorverkauf gibt es bei der Annabatterie und im Capitol zum Kostenpunkt von 4 Euro. Ich hoffe man sieht sich!